30
Sep
2005

Der Tag danach

„Unser Stargast ist bereits auf dem Weg – es wird nicht mehr lange dauern“, schallt es aus den Lautsprechern in der Meistermannhalle. Tag X ist da. Das Betriebsfest des ZDF. Kennzeichnend dafür sind vor allem die ungefähr 1000 Fressstände, die Discoarea, in der niemand tanzt und das kostenlose Gänsehautspray, das, kurz gesagt, einfach Wasser in einer Sprühdose ist. Der „Stargast“ des Abends ist Mel C (Ex-Spice Girl) – eine kurze Chronologie des Auftritts.

20.45 Uhr: Nur noch 45 Minuten bis zum Auftritt von „Niemand-kennt-sie-Mel-C“. Die besten Plätze sind eindeutig die auf der Treppe. Also noch schnell ein kleines Bierchen holen und los geht’s.

21.00 Uhr: Der Platz auf der Treppe bietet zwar eine grandiose Aussicht, ist aber unmittelbar über der Burger-Grill-Station – welch ein betörender Duft!

21.05 Uhr: Das Bier ist einen Tick zu kalt und auf der Treppe wird es langsam auch etwas voll. Aber ich bin zuversichtlich.

21.20 Uhr: Die Minuten kriechen dahin. Auf der Bühne hüpfen ein paar spärlich bekleidete Mädchen rum; Garde oder so was. Komischerweise tragen sie unter ihren kurzen Röcken noch knielange Leggings – semierotisch das Ganze würde ich sagen.

21.29 Uhr: Wie aufregend, gleich kommt sie, aber wieso hüpfen die kleinen Mädchen mit den Kniehosen immer noch da vorne rum?

21.35 Uhr: Sie sind weg – yeah, leider kann ich mich mittlerweile selber nicht mehr riechen. Außerdem ist es ein Fitzelchen zu heiß. „Unser Stargast Mel C ist auf dem Weg hierher und in etwa 30 Minuten auf der Bühne.“
Wie bitte? Ich stehe mir hier seit einer Ewigkeit die Beine in den Bauch, nur um „Nie-von-ihr-gehört-Mel-C“ zu sehen und dann will die Schnalle erst kommen, wenn ich schon wieder gehen muss? No train, no pain!

21.45 Uhr: Das Bratenfett ist mir zu Kopf gestiegen und ich muss mich kurz hinsetzten. Die Omi vor mir geiert schon auf meinen geilen Platz auf der Treppe. Aber nicht mit mir...

21.47 Uhr: Hallo, erst 2 Minuten rum, oder was?

21.48 Uhr: Zwei überdimensionierte Kerle mit Trompete und Tuba stürmen die Menge. Ein toller Sound, zumindest für die über Sechzigjährigen und die Gehörlosen unter uns.

21.50 Uhr: Puh, auch das wäre geschafft.

21.53 Uhr: Die tausendste Wiederholung von Mel Cs momentaner Platte geht mir ultra auf die Nerven. Wo bleibt die Frau? Muss sie erst noch geboren werden?!

21.55 Uhr: In spätestens 10 Minuten muss ich los, sonst muss ich auf Brustwarzen nach Darmstadt kriechen. Ein toller Abend!

21.59 Uhr: Sie ist da! Die Leinwand über der Bühne beweist es. Chauffiert im original James-Bond-BMW trifft Melanie C ein - und Bum, der BMW einen Betonpfosten!!! Das Publikum ist nicht mehr zu halten. Johlend und klatschend starrt es auf die Leinwand. Ich stehe kurz vor einem Lachkrampf. Wenn das mal kein peinlicher Auftritt war weiß ich auch nicht!

22.03 Uhr: But, the show must go on. Umgeben von einer Horde Boddyguards kommt die Sängerin über einen roten Teppich auf die Bühne. Sofort legt sie mit ihrem erste Song los.
Mal ganz ehrlich, die Gute ist ganz schön moppelig!!

22.04 Uhr: Jetzt aber schnell. Die Treppe runter, durch die Menge zum Ausgang und ab über den roten Teppich. Noch völlig benebelt von der Fritöse unter der Treppe höre ich zwei Männer in schwarzen Anzügen sagen: „Ich glaube die Karosserie ist verzogen“! Na so was, der „schöne“ James Bond BMW...

Beweisfotos von Kathrin, Dani und mir gibt’s morgen!

Ladies and Gentlemen: The Beetles!

Ich weiß nicht wann genau wir uns das erste Mal begegneten. Man traf sich halt gelegentlich auf dem Flur und nickte sich zu. Irgendwann war er einfach da. Er muss sich wohl betrunken in der Tür geirrt haben. Doch wir kamen gut zurecht in unserer Single-WG. Klaus-Dieter (den Namen gab ich ihm, an seinen richtigen konnte er sich nicht mehr erinnern) war mehr ein „Nachtmensch“ und so gab es nie Streitereien, wer morgens zuerst ins Bad durfte. Oft saßen wir einträchtig nebeneinander auf dem Balkon, tranken Bier und quatschten bis tief in die Nacht.
Doch irgendwann kippte die Stimmung. Ich musste die Musik leiser drehen, wenn Klaus-Dieter tagsüber sein Rausch ausschlief und das Zimmer verlassen, wenn er sich mit irgendeinem Flittchen von der benachbarten Müllkippe hinter dem Kleiderschrank vergnügte. Außerdem bezahlte er keinen Cent Miete und kaufte nie ein. Ich hätte wissen müssen, dass das mit uns nicht funktioniert. Sicher, Klaus-Dieter war eine Kakerlake und ich nicht, aber das war es nicht. Wir redeten einfach zu oft aneinander vorbei. Außerdem trank er zuviel.
Als er dann eines nachts, wieder einmal sturzbetrunken im Innenrand meiner Baseballmütze einschlief war das Maß voll. Seit ich sie völlig ahnungslos am nächsten Morgen aufsetzte und mir plötzlich dieser schäbige Klaus-Dieter auf der Nase herumtanzte, zuckt mein rechtes Auge ständig und ich beginne zu stottern wenn ich an Insekten denke. Wir waren beide gleichermaßen erschreckt. Er flüchtete hinter den Badezimmerspiegel, ich unters Bett. Doch dann packte mich die Wut. Nach einer wilden Verfolgungsjagd, in deren Verlauf reichlich Geschirr zu Bruch ging und nach der kein Möbelstück mehr an seinem ursprünglichen Platz stand, hatte ich ihn in der Raummitte gestellt.
Es heißt Kakerlaken würden einen Atomkrieg überleben. Mag sein, aber eine präzise geschleuderte August-Ausgabe des SPIEGEL machte Klaus-Dieter fertig.
Um mich vor weiteren Enttäuschungen mit falschen Freunden zu bewahren bin ich jetzt von Druckerzeugnissen auf die chemische Keule umgestiegen.
Übrigens, wenn man einer Kakerlake denn Kopf abtrennt stirbt sie nicht sofort, sondern sie verhungert langsam. Der Kopf dient einzig und allein der Nahrungsaufnahme. Damit ist die Kakerlake sowas wie der Daniel Kübelböck unter den Insekten.
Der Textfluß in die Freiheit...

Realität und Praxis - OJ-Reifeprüfung

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